Archiv der Kategorie: Sendungen

255 Authentizität

Im Zuge der Auseinandersetzung mit identitären und essentialistischen Gesellschaftskonzepten von Links wie Rechts spielt ein Begriff eine wiederkehrende und erhebliche Rolle, dem wir auch in alltäglichen Sphären immer wieder begegnen: der Begriff des „Authentischen“, der „Authentizität“. Wer sich vorgeblich nicht verstellt, wer angeblich ungefiltert redet, wer seine Musik noch von Hand macht, gilt als authentisch. In vielen sozialen und politischen Milieus ist dieses Adjektiv positiv konnotiert. 

Es wird suggeriert, es gäbe einen unverrückbaren menschlichen Wesenskern, ein wahres Ich. Nicht, dass dieser Kern bei allen gleich wäre, ist die Annahme. Aber wenn sich die behauptete oder wenigstens angenommene Existenz dieses Kerns mit der Außenwirkung einer Person, ihrem Sprechen, ihrem Auftreten, ihrer Wirkung zu decken scheint, dann gilt das als authentisch und somit als gut und ehrlich.

Musikalische Eindeutigkeiten steuern bei: The Saxophones, Natalie Merchant, Bobby Bare Jr., The White Buffalo, Colter Wall, Courtney Barnett & Kurt Vile, Big Thief

Quelle: Boudewijn Boer, Malaysia

254 Die Arbeit nieder! (Teil 2)

Zweiter Teil, basierend auf dem Text des Politikwissenschaftlers Prof. Dr. Stephan Grigat über den Arbeitsbegriff von rechts bis links und warum wir nicht mehr, sondern weniger und vor allem andere Arbeit brauchen.

Foto: Pop Zebra

Die Forderungen werden unterstützt von: DJ Python; Ali Kuru; Mandy, Indiana; Andre „Suku“ Gray; Ellen Allien & Apparat; My Baby und Daniel Haaksman.

253 Die Arbeit nieder! (Teil 1)

„Es ist sehr schlimm, dass ein Teil unserer Gemeinschaft sich tatsächlich in Sklaverei befindet, aber der Vorschlag, das Problem so zu lösen, dass man die ganze Gemeinschaft versklavt, ist kindisch. Jedem muss völlig die Freiheit gelassen sein, sich selbst seine Arbeit auszusuchen. Keine Form des Zwangs darf ausgeübt werden. Wenn Zwang herrscht, dann wird seine Arbeit nicht gut für den Arbeitenden sein und nicht gut für die andern. Unter Arbeit verstehe ich lediglich irgend eine Betätigung. Ich glaube kaum, dass irgend ein Sozialist heutzutage im Ernst vorschlagen könnte, ein Inspektor solle jeden Morgen jedes Haus visitieren, um nachzusehen, ob jeder Bürger aufgestanden ist und sich an seine achtstündige körperliche Arbeit gemacht hat. Die Menschheit ist über diese Stufe hinausgekommen und überlässt diese Art Leben den Menschen, die sie sehr unvernünftiger Weise Verbrecher zu nennen beliebt. Aber ich gestehe, viele sozialistische Anschauungen, denen ich begegnet bin, scheinen mir mit unsaubern Vorstellungen von autoritärer Gewalt, wenn nicht tatsächlichem Zwang behaftet zu sein. Autoritäre Gewalt und Zwang können natürlich nicht in Frage kommen. Alle Vereinigung muss ganz freiwillig sein. Nur in freiwilligen Vereinigungen ist der Mensch schön.“

Oscar Wilde

Musikalisch widersetzen sich: Billy Boy Arnold, Canned Heat, Cashman, Etta James, Reverend Beat-Man And The Un-Believers, Little Walter & His Jukes und Stevie Ray Vaughan & Double Trouble

252 Vorgelesen: Mirax

In der Reihe „Vorgelesen“ hören Sie heute: Mirax von Kurd Laßwitz.

Kurd Laßwitz gilt als Begründer der deutschsprachigen Science Fiction. Sein Roman Auf zwei Planeten aus dem Jahr 1897 gehört zu den wichtigen deutschen Science-Fiction-Romanen und wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt. 

Es lesen mit: Clover Lei und The Specials

251 Von Ulbricht zu Erhard (Teil 3)

Foto: Maria Teneva
Foto: Maria Teneva

Sahra Wagenknecht als Brückenbauerin nach rechts

Dritte und damit letzte Folge der Trilogie über den politischen und ideologischen Werdegang Sahra Wagenknechts. Basierend auf einem Text des Publizisten Peter Bierl, veröffentlicht in der Buchreihe „Gestalten der Faschisierung“ des Hamburger Argument Verlags, beschließen wir diese Mini-Reihe mit der Betrachtung ihrer aktuelleren Statements und Publikationen. 

An der Einordnung beteiligen sich: Joy Crookes, Yeah Yeah Yeahs, Aaron Frazer, U.S. Girls, Adele, of Montreal, Billie Eilish, Lily Allen

249 Von Ulbricht zu Erhard (Teil 1)

Sahra Wagenknecht als Brückenbauerin nach rechts

In dieser und den zwei darauf folgenden Sendungen entwerfen wir ein Triptychon zu einem allgegenwärtigen glamourösen Gespenst des Kommunismus. 

Wir beschäftigen uns mit Sahra Wagenknecht, mit ihrem ideologischen Werdegang, mit der Einordnung ihrer Kernthesen und mit der Frage, wo sie und ihre Anhänger und -innen denn im politischen Spektrum zu verorten sind.

Der Hamburger Argument-Verlag veröffentlicht in einer kleinen Reihe, die den schönen Titel „gestalten der faschisierung“ hat, die Auseinandersetzung eines Autorenkollektivs mit prominenten Personen, die zu dieser Überschrift passen. Bisher über Peter Sloterdijk, über Björn Höcke und eben über Sahra Wagenknecht. In dem ihr gewidmeten Band 2 zeichnet der Journalist Peter Bierl die Eckpfeiler des Wagenknechtschen Wirkens in der Öffentlichkeit nach. 

Musikalisch zeichnen ebenfalls: Isabella Lovestory, Ida Sand, Austra, Boys Noize & Rico Nasty, DJ Vadim feat. Sarah Jones, Leikeli47, Jenny Hval.

Bild: Danie Fanco

248 Die Untiefen des Postkolonialismus (Teil 2)

Bildquelle: Ibrahim Rifath

Zweiter Teil des Radio-Features „Die Untiefen des Postkolonialismus“. 

In der vorangegangenen Folge haben wir, basierend auf dem Text des Autors Jan Gerber, die zentrale Feststellung getroffen, dass sich zwar im Zuge hart geführter Deutungskämpfe ab den 1970er Jahren die Erkenntnis von der Spezifik der Vernichtung der europäischen Juden in weiten Kreisen durchsetzte. Allerdings haben wir für die Jetztzeit festgehalten, dass die Fähigkeit schwindet, zwischen Antisemitismus und Rassismus, dem Nationalsozialismus und den Kolonialregimes, dem Holocaust und anderen Verbrechen zu differenzieren. Dass also Täter und Opfer unkenntlich werden.

Musikalisch wirken dem entgegen: 808 State, Zamilska, Rainbow Arabia, Nihiloxica, Modeselektor, LBT und Fat Eyes.

247 Die Untiefen des Postkolonialismus (Teil 1)

STOP repeating SHITTY history
Bildquelle: Gayatri Malhotra

Die Vorgänge rund um die jüngst regulär beendete – nicht etwa abgebrochene – documenta fifteen waren kein Skandal im eigentlichen Sinne. Bei einem Skandal handelt es sich laut wikipedia „um eine allgemeine Entrüstung oder Empörung im Sinne eines moralischen Gefühls“. Das Gegenteil war hier der Fall. Was die documenta 15 belegt hat, ist die Konsensualisierung des Antisemitismus auf allen gesellschaftlichen Ebenen. Und eben nicht den skandalösen Ausrutscher einer gegen den Mainstream opponierenden rebellischen Kleingruppe inklusive ihrer institutionellen Unterstützer.

Im Übrigen: wenn man tribalistischen Möchtegern-Linken die Aufgabe überträgt, aus einer kulturindustriellen Kunst-Show ein Aktivisten-Potpourri zu machen, wissen ja alle Beteiligten, dass da allerlei Unfug herauskommen wird. Selbstverständlich nicht ohne die gängigen Narrative über den Juden unter den Staaten: über Israel.

Wir wollen uns in dieser und der darauf folgenden Sendung mit den Grundlagen dieser Erzählung über die Juden beschäftigen, die tief mit dem postkolonialen Diskurs verwoben sind. 

In dem im Jahr 2021 in der Edition Tiamat erschienenen Hallischen Jahrbuch hat der Herausgeber Jan Gerber den empfehlenswerten Band unter dem Titel „Holocaust, Kolonialismus, Postkolonialismus – über Opferkonkurrenz und Schuldverschiebung“ eingeleitet. Auf dieser Grundlage sind die folgenden zwei Sendungen entstanden.

Für die musikalische Untermalung der Debatte sorgen: Park Hye Jin, Will Sessions, TNGHT, WaqWaq Kingdom, Fat Eyes, Jlin, Little Simz und Pentaphobe

246 Der Stand der Dinge

Gute Unterhaltung, liebe Zuhörer:innen, wünschen Ihnen heute das Kommando Sonnenmilch, Bertolt Brecht, Franz Beckenbauer, die Merricks, Herr Bredel-Lüdenscheidt, Hortense and the Sound Dimension, Buffy Summers, Seu Jorge, Das Läuschen, das Flöhchen, das Türchen, das Besenchen, das Wägelchen, das Mistchen, das Bäumchen, das Mädchen, das Brünnchen, EA80, T-800 sowie die Redaktion 17grad Hamburg.