Die Vorgänge rund um die jüngst regulär beendete – nicht etwa abgebrochene – documenta fifteen waren kein Skandal im eigentlichen Sinne. Bei einem Skandal handelt es sich laut wikipedia „um eine allgemeine Entrüstung oder Empörung im Sinne eines moralischen Gefühls“. Das Gegenteil war hier der Fall. Was die documenta 15 belegt hat, ist die Konsensualisierung des Antisemitismus auf allen gesellschaftlichen Ebenen. Und eben nicht den skandalösen Ausrutscher einer gegen den Mainstream opponierenden rebellischen Kleingruppe inklusive ihrer institutionellen Unterstützer.
Im Übrigen: wenn man tribalistischen Möchtegern-Linken die Aufgabe überträgt, aus einer kulturindustriellen Kunst-Show ein Aktivisten-Potpourri zu machen, wissen ja alle Beteiligten, dass da allerlei Unfug herauskommen wird. Selbstverständlich nicht ohne die gängigen Narrative über den Juden unter den Staaten: über Israel.
Wir wollen uns in dieser und der darauf folgenden Sendung mit den Grundlagen dieser Erzählung über die Juden beschäftigen, die tief mit dem postkolonialen Diskurs verwoben sind.
In dem im Jahr 2021 in der Edition Tiamat erschienenen Hallischen Jahrbuch hat der Herausgeber Jan Gerber den empfehlenswerten Band unter dem Titel „Holocaust, Kolonialismus, Postkolonialismus – über Opferkonkurrenz und Schuldverschiebung“ eingeleitet. Auf dieser Grundlage sind die folgenden zwei Sendungen entstanden.
Für die musikalische Untermalung der Debatte sorgen: Park Hye Jin, Will Sessions, TNGHT, WaqWaq Kingdom, Fat Eyes, Jlin, Little Simz und Pentaphobe
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