178 Überall: Season 3

Ab Januar 2017 werden wir im Rahmen unserer monatlichen Produktionen endlich die Folgen der vierten und letzten Staffel „Überall – DIE Radionovela“ senden. Um euch allen den Anschluss zu erleichtern – immerhin liegt die Ausstrahlung der vorhergehenden Staffeln doch schon etwas zurück – bringen wir in dieser Stunde 17grad eine Zusammenfassung der 1. und 2. sowie die komplette 3. Staffel zu Gehör. Ihr wisst ja: Dies ist ihre Geschichte, und so oder so ähnlich trägt sie sich zu. Täglich. Überall.

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177 Rede auf drei Stühlen

Zu Gast bei 17grad: Ale Dumbsky, Ex-Schlagzeuger der Goldenen Zitronen und Gründer des Hamburger Labels Buback Tonträger. Der „Militante mittleren Alters sitzt in Hamburg und hat hier seine ‚Rede auf drei Stühlen‘ entwickelt. Er kann sich in einem Vortrag von Max Stirner, HSV Alt-Hooligans, nervigen Kreativlingen, Ulrike Meinhof, der österreichischen Straßenverkehrsordnung, William S. Borroughs bis hin zu anonymen italienischen Insurrektionalisten hangeln, ohne dass es blöd auffällt.“

Wir haben nachgefragt: ist das wirklich so oder sind dem Verfasser des Klappentextes hier die Gäule durchgegangen?

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176 Graue Wölfe

Faşizme geçit yok!

Während einem beim Diskurs um die deutsche Leitkultur an allen Ecken das reaktionäre Milieu seiner Wortführer entgegenschlägt, gibt es auch eine nicht ganz so auf deutsche Tradition rekurrierende Variante der Identitätspolitik. Bei dieser, dem essentialistischen Ethnopluralismus, fällt die Verortung deutlich schwerer, denn hier tummelt sich sowohl links als auch rechts.

Wie wir in unseren letzten beiden Sendungen unserer dreiteiligen Reihe bereits berichteten, finden wir bei dieser politischen Denkrichtung neben identitären Faschisten auch sich links wähnende Critical Whiteness-Apologeten, neben paternalistischen grünbürgerlichen Exotikfans auch linksreaktionäre Kulturrelativisten. Allen ist gemeinsam, dass sie Kulturen – nicht mehr Rassen – einen von ihnen definierten Raum zuweisen wollen. Auch im geografischen Sinne.

Diese Weltsicht droht – nicht nur im Zuge der in Europa diskutierten Fluchtbewegungen – hegemonial zu werden. Sie ist dabei kein Ideologieprivileg deutscher Identitärer, sondern wird allerorten vertreten und befeuert.

Während vor wenigen Jahren in linken Milieus noch der kulturelle Wandel zwischen den Welten und Zuschreibungen verhandelt wurde, geht es heutzutage um Abgrenzung, um Ausgrenzung, um Begrenzung. Dass die Preisgabe des emanzipatorischen Diskurses über die Abschaffung identitärer Konzepte dabei auf das Wohlwollen organisierter Faschisten trifft, ist nicht verwunderlich. Verwunderlich ist eher, dass die sich abzeichnende ideologische Melange auf Basis des Ethnopluralismus nicht schärfer kritisiert wird. Zumindest von Gruppen, die es besser wissen müssten.

175 Reise ins Ich

hochsauerlandAm 17. Oktober 2015 fand in Hamburg die große 25-Jahr-Feier von 17grad statt. Die Veranstaltung – als Gala-Event erster Kajüte geplant – war unterirdisch schlecht besucht.
Dieser Sachverhalt hat der Redaktion schwer zu denken gegeben und dazu bewogen, ein Jahr später mal in Ruhe und intensiv über das Medienprojekt 17grad nachzudenken. Begleiten Sie uns also heute auf einer Reise ins Ich – nach Stockum-Sundern im Hochsauerland.

174 Identität und Wahn

Good Night White Pride2012 noch war die so genannte Identitäre Bewegung (kurz IB) vor allem ein Internetphänomen. Die schwarz-gelben Ortsgruppen sprossen in den sozialen Netzwerken wie Pilze aus dem Boden. Im Vergleich mit den Verbündeten aus Frankreich und Österreich erschien die IB Deutschland allerdings lange Zeit marginal. Ihr alternatives Auftreten, geprägt von der Adaption linker Subkultur (Flashmobs, Mobilisierungs-Videos, Aufkleber) jedoch fiel auf. Die Süddeutsche Zeitung nannte sie den „popkulturellen Arm der Rechtsextremen“, die Welt bezeichnete sie jüngst als „rechte Hipster“.
Doch das Auftreten der Identitären Bewegung Deutschlands hat sich verändert. Ihre Aktionen werden expliziter. Immer öfter trauen sie sich mit aggressivem Aktionismus aus ihrer virtuellen Komfortzone auf die Straße heraus.

173 Jüdische Braugeschichte

„Bier ist der Wein dieses Landes. Jüdische Braugeschichten“ ist eine Ausstellung des Jüdischen Museums in München zur Geschichte und Gegenwart des Bieres in der jüdischen Tradition und Kultur. Aus diesem Anlass hören Sie heute Beiträge zu Bier in der jüdischen Religion, zum Zusammenhang zwischen Brauerstern und Davidstern, zu Hermann Schüleins Umgang mit der NS-Raubpolitik und zur israelischen Craft-Bier-Szene. Die Musik kommt von The Burning Hell – und damit ist nicht die Biersorte gemeint. Prost! und Le Chaim!

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172 Safe Spaces

Safe SpacesDie aktuelle konservative Revolution berauscht sich an sich selbst. Die Protagonisten scheinen fast überwältigt von den eigenen Möglichkeiten, von der auch für sie überraschenden Wirkmächtigkeit. Überall und allenthalben werden jene angeblich hegemonialen gesellschaftlichen Machtverhältnisse alt- und neulinker Provenienz entdeckt, die es ihnen zu bekämpfen, zu schleifen, zu enttabuisieren gilt.
Endlich aufräumen mit der Political Correctness, endlich Schluss machen mit emanzipatorischen Grundstrukturen, seien diese wiederum noch so elendig, albern oder bigott.
Der moderne Konservativismus in seinem antiaufklärerischen Furor beklagt die Post-68er-Dekaden, jammert über moderne Pädagogik, will alles, was man für Gutmenschentum hält, hinwegfegen, strebt eine Abkehr von egalitären gesellschaftspolitischen Konzepten und Entwürfen an.
Man wurde – so geht die Historien- und Gegenwartsbeschreibung – von Linken im allgemeinen mit idiotischen Gesellschaftsvorstellungen drangsaliert, in seiner kollektiven und individuellen Entwicklung gehemmt und damit einer Gesinnungsdiktatur ausgesetzt, die die Kategorien von Fortschritt und Reaktion schlicht auf den Kopf gestellt habe.
Und in der Tat muten ja einige Beschreibungen angeblich aktueller Diskurse recht ulkig an, sie schreien förmlich nach adäquater Polemik. Ist diese dann noch unterhaltsam formuliert, können sich vor Lachen schon mal die Balken biegen.
Die Zeitung „Die Welt“ beispielsweise machte vor kurzem ein vermeintlich neues, zunächst an US-amerikanischen Universitäten stattfindendes, diskursives Schlachtfeld aus: die Debatte um die so genannten Safe Spaces, also Rückzugsräume für Gruppen, die sich ausgegrenzt und unterdrückt wähnen und dies auch als kollektives und gegebenenfalls konstituierendes Moment diskutieren.

171 Spanischer Buergerkrieg

Zum 80. Jahrestag des Ausbruchs des Spanischen Bürgerkriegs gehen wir auf die musikalischen Barrikaden mit:
Brossa Quartet de Corda (E)
Loquillo (E)
Les Anarchistes (I)
Christiane Courvoisier (F)
El Front (USA)
Orfeó Català & Francesc Pujol i Pons (E)
Casa del Vento (I)
Lembo (UK)
Les amis d’ta femme (F)
El Comunero (F)
El Violinista del Amor & Los Pibes Que Miraban (E)
Pi De La Serra & Carme Canela (E)
Chicotén V (F/E)
Lucia Recio & La Marmite Infernale (E / F)
Camerata Silesia & Das Polnisches National Radio Symphony Orchester (PL)
Serge Utgé Royo (E)
Banda Provincial de Música + Coro Amici Musicae (E)
Estudios Talkback (E)
Supergun (E)
Los Muertos de Cristo (E)

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170 Implex

KartographyLiebe Zuhörerinnen und Zuhörer, wir begrüßen Sie auf das Herzlichste zu einer neuen Runde 17grad – Radio zur intellektuellen Reanimation des Klassenkampfgedankens.

In Zeiten, in denen alles Systemimmanente skandalisiert wird und in denen alle daran Beteiligten, also Sender und Empfänger wissen, dass der Skandal zu nichts führt außer zum Ressentiment, in derartigen Zeiten bedarf es einer systematischen Kritik der Zustände und ihrer Ursachen. Nein, dies ist weder eine Sendung über die so genannten Panama-Papiere und auch nicht über das befremdliche Empörungslevel bei Dopingvorwürfen in der englischen Premier-League geschweige denn ein Beitrag zur Frage, wie viel Geld an welche FIFA-Funktionsträger geflossen ist, um das deutsch-nationale Fußball-WM-Sommermärchen 2006 wahr zu machen.

Wir wollen uns vielmehr mit dem System beschäftigen. Oder, wenn Sie wollen, mit gesellschaftlichen Formationen, oder eben Zuständen. Und weil wir uns als Ihr Dienstleister in Sachen Aufklärung begreifen, haben wir, um den folgenden Beitrag zu extrahieren, ein knapp 900seitiges Werk gelesen, diskutiert und minimal redaktionell bearbeitet. Diese Sendung über Klassenaufklärung basiert auf dem Buch Der Implex – Sozialer Fortschritt: Geschichte und Idee von Barbara Kirchner und Dietmar Dath, erschienen im Suhrkampverlag. Das Buch, so die beiden Autoren, ist keine wissenschaftliche Monographie, kein Manifest, keine philosophische Abhandlung. Es geht allein darum, ein paar Aus- und Ansichten zu bündeln, die man im 18. und 19. Jahrhundert häufiger zu sehen und zu hören bekam als heute. Die Kernfrage lautet, ob so etwas wie sozialer Fortschritt gedacht und, wichtiger, gemacht werden kann.

169 Bankraub

Heute soll es um eine Profession gehen, die das selbe Schicksal zu ereilen droht wie andere vor ihr. Sie geraten im launigen Strom der Zeit in Vergessenheit. Oder erinnern Sie sich noch an den Beruf des Schmuckeremiten? Oder an den Haderlumpen, der alte Kleidung und Stoffreste zusammensammelte? Einer weiteren Form des Gelderwerbs und ihrer mal mehr mal weniger glanzvollen Geschichte wollen wir diese Sendung widmen, bevor sie dem Vergessen anheim fällt – dem Bankraub.

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