Alle Beiträge von manfred

127 Bier

Du bis die eine, welche Malz wässert hingebreitet auf dem Grunde
Die edlen Hunde halten Könige selbst fern
Du bist die eine, welche tränket das Malz
Es steigen die Wogen und fallen

Du bist die eine, welche Maische bringet auf schilferne Matten,
Kühle steigt auf und obsiegt
Du bist die eine, welche beidhändig Kessel füllt mit süßer Bierwürze
Mit Honig braust du und mit Wein

Den Filterbottich, gar erquicklich klingend
Richtest du in angemessener Weise auf
Und wenn du ausschenkst das gefilterte Bier
ist es, als ob Tigris und Euphrat anbranden

Herzlich Willkommen, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, zur heutigen Sendung der Redaktion 17grad.

Soeben hörten Sie einen Auszug der sumerischen Hymne an Nikasi. In diesem mehrere tausend Jahre alten Werk wird in lyrischer Form der Vorgang des Bierbrauens beschrieben. Beim Bierbrauen werden die Zutaten Wasser, Malz und Hopfen miteinander vermischt und teilweise durch Hefe biochemisch verändert.

Der eigentliche Brauprozess beginnt mit dem Maischen. Dabei wird Wasser auf etwa 60°C erwärmt und das geschrotete Malz hinzugefügt. Die so entstandene Maische wird unter ständigem Rühren je nach Verfahren bis auf etwa 75°C erhitzt. Enzyme setzen die Stärke aus dem Malz in Malzzucker um.

Sobald die gelöste Stärke vollständig verzuckert ist, wird die Maische im Läuterbottich geläutert. Die Würze, also der flüssige, vergärbare Teil der Maische, und der Malztreber werden voneinander getrennt, anschließend die Würze in der Kochpfanne mit Hopfen gekocht.

Dem so entstandenen Sud wird die klare Anstellwürze entzogen und in einem Kühler auf die optimale Gärtemperatur abgekühlt, sodann je nach Biersorte die passende Hefekultur zugesetzt.
Obergärige Hefesorten vergären bei Temperaturen zwischen 18°C und 24°C, untergärige bei 8°C bis 14°C. Bei der alkoholischen Gärung setzt die Hefe den in der Würze gelösten Zucker zu Ethanol und Kohlendioxid um.

Nach der Hauptgärung, die etwa eine Woche dauert, muss das Jungbier noch etwa vier bis sechs Wochen nachgären und lagern, wird danach in der Regel nochmals gefiltert und schließlich in Flaschen, Fässer oder Dosen abgefüllt.

125 Veteranentag

Liebe Freundinnen und Freunde! Liebe Angehörige! Sehr verehrter Herr Staatssekretär! Kameraden!

Ein Aufschrei der Entrüstung ging durch die Gesellschaft, als Herr Verteidigungsminister Thomas de Maizière Anfang des Jahres seinen Plan zur Einführung eines Veteranentages in Deutschland der Öffentlichkeit präsentierte. Kopfschüttelnd nahmen wir die ablehnenden Kommentare zur Kenntnis, welche ihm aus der Medienlandschaft entgegenschallten.
Ein Veteranentag passe nicht nach Deutschland, hieß es. Von unangemessenem Pomp war die Rede, das Gespenst einer remilitarisierten Gesellschaft wurde beschworen und der Begriff „künstlich aufgepfropft“ fiel.

Wir hingegen, Interessengemeinschaft Veteranentag in Deutschland IVID, unterstützen den Vorschlag des Herrn Verteidigungsministers, wir unterstützen ihn vehement … aber nicht vorbehaltlos.

Hier sind unsere Forderungen.

Und verpassen Sie auf gar keinen Fall die erste Folge der zweiten Staffel von Überall – DIE Radionovela.

Kultur des Widerstands

Auszüge aus einem Vortrag von Thomas Ebermann zum Thema „Kultur des Widerstands – Vergegenwärtigung deutscher Täterschaft und Gedenken“ vom 24. Januar 2012 im Rahmen der Hamburger Ringvorlesung „Vergegenwärtigung von Erinnerung – Fragen und Antworten zum Gedenken an die Opfer der NS-Herrschaft“.

122 Erinnerungskultur

Nachdem man den Ruf der Überlebenden des Holocaust nach 1945 geflissentlich überhört hatte, nachdem sie verstummten und erst Ende der 60er, Anfang der 70erJahre eine leise Bereitschaft in Teilen der deutschen Gesellschaft bestand, zuzuhören und sie anzuregen, über ihre persönlichen Schicksale zu berichten, erst da bekam das Grauen und Morden durch die persönlichen Berichte der Opfer ein vages Gesicht und die unermesslichen Zahlen der Massenmorde wurden zu konkreten Namen.

Wie sieht Gedenken an den Holocaust heute aus? Wie wird er bestimmt und von wem wie gedeutet? Gibt es siebzig Jahre nach der Wannseekonferenz, die den Massenmord, der ja schon längst stattfand, vortrefflich zu lenken und verwalten verstand, eine Deutungshoheit und wenn ja, wer bestimmt den Diskurs? Wird der Genozid, nach dem die letzten Zeitzeugen verschwunden sein werden, einfach eingereiht in die deutsche Geschichte, die ja nicht gerade arm an Massenabschlachtung ist? Oder anders gefragt, wie wird das millionenfache Morden dieses mit am besten dokumentierten und erforschten Völkermordes seinen Platz in der deutschen Geschichte einnehmen? Wie werden die Stehlen und Stolpersteine sich neben den zahlreichen Schlachtendenkmälern behaupten?


Wenn man beispielsweise Herrn Reich-Ranicki im Bundestag sieht, diesen kleinen gebeugten alten Mann, flankiert von den höchsten Repräsentanten des Staates, dreißig bis vierzig Jahre jüngeren großgewachsenen Deutschen, auch dann stellt sich die Frage nach der Deutungshoheit in der Zukunft. Welchen Stellenwert wird diese große bewegende Rede in der Geschichte der Bundesrepublik einnehmen? Welchen Platz bekommt dieses Zeugnis?

Mit dieser und ähnlichen Fragen beschäftigte sich die Ringvorlesung „Vergegenwärtigung von Erinnerung – Fragen und Antworten zum Gedenken an die Opfer der NS-Herrschaft“, welche in den vergangenen Monaten an der Uni Hamburg stattgefunden hat.
17grad traf sich mit Janne Delin, einer der Initiatorinnen dieser Ringvorlesung.

120 Ein Titel sagt mehr als 100 Überschriften

Jahresendzeit ist Wunschzeit, auch bei der Hamburger Redaktion 17grad.
Nach langem internem Austausch von nicht erfüllbaren Wünschen wie „Gerechtes Grundeinkommen für alle“, „Bezahlbarer Wohnraum“, „Zauberformel, um das braune Gedankengut aus den deutschen Hirnen zu pusten“ usw., half nur noch das eine oder andere Bier.
Aber warum etwas Neues erfinden, fragten wir uns schließlich und griffen beherzt auf bewährte Sendeformate zurück.
Nicht „Deutschland sucht den Superstar“, sondern „17grad sucht die talentiertesten Nachwuchsstars für die Bretter, die die Welt bedeuten“.
Dabei herausgekommen ist ein echter Kracher:
Mit Hilfe von über 100 Buchautorinnen und -autoren gutenbergten wir einen bewegenden Prosatext, zimmerten daraus ein wegweisendes Bühnenstück zusammen und führten dieses sodann als Singspiel urauf.

Hören Sie heute „Ein Titel sagt mehr als 100 Überschriften“.

Denn: Wünsche sind Wünsche zum Wünschen … Gänsebraten frisst Wackelpeter … und nun Zeit für neues Bier.

118 Griechenland

Zahlmeister Deutschland – Schuldenknecht Griechenland.
So oder ähnlich klingt das gegenwärtige Narrativ über das Verhältnis der beiden Länder.
Im Zusammenhang mit gänzlich anderen Schulden verhandelte vom 12. bis 16. September 2011 der Internationale Gerichtshof in Den Haag über eine Klage Deutschlands, die zum Ziel hat, Entschädigungsansprüche von griechischen und italienischen NS-Opfern auszuhebeln.
Daher richten auch wir unsere Aufmerksamkeit heute auf Griechenland.
Wir sprachen mit einem Mitglied des AK Distomo, der als Rechtsanwalt einen der Betroffenen des Massakers von Distomo vertritt.
Er war als Beobachter bei den Verhandlungen in Den Haag dabei und wird darüber berichten.
Dieser Prozess ist nicht nur für alle Opfer von NS-Verbrechen von großer Bedeutung, er wird auch Auswirkungen auf Schadensersatzansprüche von Überlebenden heutiger Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschheit haben.

116 Tabu

Sie kennen das Problem sicher auch: alle sprechen über Ihr Thema, und im Gemurmel der allgemeinen Debatte möchten Sie sich Gehör verschaffen. Sie vertreten zwar keinen neuen oder bisher vernachlässigten Standpunkt; in ihrem vehementen Streben nach Distinktionsgewinn und um den bereits existierenden Diskurs zu dominieren, fehlt Ihnen jedoch der notwendige entscheidende Kniff.
Herzlich willkommen zu einer weiteren Lektion aus unserer beliebten 17grad-Sendereihe „Ratgeber Lebenspraxis“. Unser heutiges Thema: „Der Tabubruch – ehedem geächtet, heute geachtet“.

114 Frontex

Offiziell als "Europäische Agentur für die operative Zusammenarbeit an den Außengrenzen" bezeichnet, macht FRONTEX häufig im Zusammenhang mit Grenzschutzmaßnahmen zum Zweck der Verhinderung irregulärer Migration von sich reden. Wir gehen im Interview mit Bernd Kasparek, dem Mitherausgeber des Buches „Grenzregime“, der Frage nach der Rolle, Funktion und Praxis von FRONTEX im Rahmen des eruopäischen Grenz- und Migrationsregimes nach.

112 Die Grenze

Im Allgemeinen markiert sie zunächst eine Unterscheidung. Sie erzeugt ein binäres System zwischen innen und außen, das sich im Räumlich-Geografischen manifestieren kann, aber auch im übertragenen Sinn auf zahlreiche Systeme und Situationen anwendbar ist. Sie definiert den inneren Bereich als eigen und zugehörig, alles außerhalb liegende gleichzeitig als anders und fremd.
17grad – Radio für schrankenloses Hörvergnügen präsentiert Ihnen heute eine Sendung zum Thema „Die Grenze“.

110 Schlaf

Was man ihm nicht gibt, holt sich sein Bruder, so heißt es.
Er ist Mutter der Porzellankiste und Vater aller Dinge in einem, so sagt man.
Dennoch bekunden lediglich Physiologen, Psychologen und Philosophen
ein gewisses wissenschaftliches Interesse für ihn – und wir, die Redaktion
17grad.
Hören Sie heute: Schlaf – das Ende der Freizeit.
Und verpassen Sie keinesfalls den zweiten Teil der 17grad-Radionovela
„Überall“.