Auch in diesem zweiten Teil geht es um die Genese des Verhältnisses rechter und neu-rechter Kreise und Denkschulen in Bezug auf den Staat Israel und das Judentum an sich.
Eindeutigkeiten liefern im Gegensatz dazu: Modern Nature, Panic Shack, Jason Lee Wilson, Debby Friday, CocoRosie, My Baby, King Gizzard & The Lizard Wizard
Neurechte Israel- und Islamdebatten vor dem 7. Oktober
Nach dem 7. Oktober 2023 konnte man den Eindruck gewinnen, dass die einzigen politischen Strömungen, die die Monströsität des vernichtungsantisemitischen Angriffs auf ein hippieeskes Musikfestival und auf den jüdischen Staat seriös einzuschätzen wussten, rechte Kreise waren.
Nachdem sich die globale Linke in der übergroßen Mehrheit von jeglichem kritischen Denken in dieser Sache verabschiedet hat, schien das rechte politische Spektrum das einzige, das diesbezüglich nicht den Verstand verloren hatte. Das schmerzt umso mehr, als dass man viele gesellschaftliche Vorstellungen dieser politischen Richtungen nicht teilt und deren dahinterstehende Grundannahmen weitgehend ablehnt.
Dass auch das rechte und insbesondere neurechte politische Spektrum in der Frage des Verhältnisses zum jüdischen Staat und zum Judentum an sich äußerst ambivalent denkt und agiert, wollen wir in der heutigen Sendung darlegen.
Bzw. darlegen tut das Dr. Matheus Hagedorny in seinem Beitrag „Ambivalente Projektionen – Neurechte Israel- und Islamdebatten vor dem 7. Oktober“, den er in dem äußerst empfehlenswerten Band „Projektiver Antizionismus“, herausgegeben von Karin Stögner und Stephan Grigat in der Nomos Verlagsgesellschaft, veröffentlicht hat.
Musikalischer Support: The Dynamics, Boogaloo Assassins, Monophonics, Orville Peck, The Little Willies, Meridian Brothers, Deep Street Soul, The Hillbilly Moon Explosion
Das Etikett „links“ ist heutzutage fast nur noch das: ein Etikett. Eine in aller Regel gefühlige Selbstverortung, der es an inhaltlichen Konkretisierungen mangelt, die dieses Etikett rechtfertigen würden. Somit ein identitäres Konstrukt zur Distinktion, das das kritische Denken behindert.
Spätestens die Zäsur des 7. Oktobers 2023 hat das global und hierzulande im Besonderen überdeutlich gemacht.
Der Kampf um die Deutungshoheit über linke Konzepte, die eben fortschrittliche gesellschaftliche Entwicklungen versuchen zu formulieren, scheint fast verloren.
Die Linke, wenn man sie generalisierend so bezeichnen mag, hat sich in ihrer übergroßen Mehrheit auf die Seite der Barbarei, der gesellschaftlichen Regression und des unverhohlenen Judenhasses gestellt.
Neben dem kollektiven antisemitischen Furor funktioniert das gefühlige Linkssein in diesen Milieus auch über die Abgrenzung gegen ein ebenfalls diffuses „Rechts“.
Was das dann allerdings sein soll bzw. was diese Einordnung eines häufig nur imaginierten politischen Gegners inhaltlich bedeuten soll, erscheint mehr und mehr schwammig.
Was und wer als „rechts“, als „reaktionär“, als „konservativ“ und warum gilt, welche Genese die begriffliche Unterscheidung zwischen links und rechts historisch durchlaufen hat: diesem Thema wollen wir uns in unserer heutigen Sendung widmen.
Wir greifen dabei auf das Buch „Die Erzählgemeinschaft der Neuen Rechten“ des Soziologen Felix Schilk zurück. Erschienen ist es 2024 im transcript Verlag, Bielefeld.
Musikalisch greifen wir zurück auf Werke von: Molly Nilsson, Lucrecia Dalt, Water From Your Eyes, Warhaus, Father John Misty, Lizz Wright und Placebo
Mit diesem unschönen und zugleich treffenden Titel beschrieb der österreichische Schriftsteller Richard Schuberth Ende Juli in der Wochenzeitung jungle world in einem Essay, wie es einer klerikalfaschistischen Mördersekte gelang, die Bemühungen eines großen Teils der internationalen Linken vom Kampf gegen Kapitalismus und Umweltzerstörung auf den gegen einen Ministaat umzulenken, der als Knotenpunkt aller Weltübel halluziniert wird.
Nun haben wir uns bereits in einer ganzen Reihe von Sendungen mit dieser vernichtungsantisemitischen Bande beschäftigt. Und ebenso mit den erbärmlichen und sowohl politisch als auch moralisch abstoßenden Reaktionen der globalen Linken.
Aber wenn die vormals antideutschen Gruppe „bahamas“ angesichts dieses Artikels Schaum vor dem Mund bekommt und der jungle world in ihrem typisch verdrucksten Duktus eine antiisraelische Kurskorrektur radikalen Ausmaßes vorwirft, dann, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, können wir gar nicht anders, als Ihnen die Gedanken von Richard Schuberth zu Gehör zu bringen. Wir bedanken uns bei ihm für die diesbezüglich erteilte Freigabe und möchten bereits an dieser Stelle darauf hinweisen, dass in diesen Tagen sein neues Buch „Der Paketzusteller“ im Klagenfurter Drava-Verlag erscheint.
Musikalischen Support leisten: Dub Syndicate, Ayhan Sicimoglu, Bia Ferreira, Dubblestandart, David Jahson, Ghanaian Stallion & King Hanny & Zex BilangiLangi, Eva Be, Gentlemen’s Dub Club
Über das Ende der Siebzigerjahre entstandene Ska-Revival und das dafür zentrale Label 2Tone, das von Jerry Dammers in Coventry gegründet wurde. Dammers feierte vor kurzem seinen 70sten Geburtstag.
Das stilprägende schwarz-weiße Schachbrettmuster als Teil der Corporate Identity wies bereits auf eins der Kernanliegen von Bands und Label hin: Black and white, unite!
Natürlich mit der Musik von The Specials, The Selecter, The Beat, Madness
In der aktuellen und damit 2. Ausgabe der Hallischen Jahrbücher – erschienen vor kurzem in der Edition Tiamat – geht es um „das Zeitalter des Populismus“.
In dem erneut sehr lesenswerten Band beschäftigt sich der Germanist und Publizist Lukas Sarvari unter der Überschrift „Das Ende der Intellektuellen“ mit dem Revival des offenen Briefes.
Wir danken ihm und dem Herausgeberkollektiv für die Textfreigabe zu dieser Sendung. Gehen Sie also mit der Redaktion 17grad und Lukas Sarvari in dieser Sendung auf eine Reise durch Geschichte und Gegenwart der öffentlichen Meinungsbekundung.
Uns begleiten dabei: The Burning Hell, Workers in Songs, The Dead South, Molly Tuttle & Golden Highway, Jayke Orvis, Frank From Blue Velvet.
Ein Gespräch mit Sebastian Voigt, Institut für Zeitgeschichte (München/Berlin), über manichäische Weltbilder, heuchlerische Friedensappelle und die guten Seiten der Wahlergebnisse.
Musikalisch unterbrochen von Beyoncé, Meridian Brothers und Horace Andy.
Viele mögen gerade grübeln, wem Sie ihre Stimmen bei den anstehenden Bundestagswahlen geben sollen oder, ob sie überhaupt an dem gesamten Vorgang teilnehmen möchten.
Die Zeiten, als es in linken Milieus en vogue war, die Option Wahlboykott unter dem Motto „wenn Wahlen etwas ändern würden, wären sie verboten“ in Erwägung zu ziehen, scheinen längst vorbei.
Und für die Älteren unter Ihnen, die diese Zeiten noch miterlebt haben, hat sich die Sinnhaftigkeit des nicht oder ungültig Wählens gegebenenfalls auch nicht konserviert.
Schon damals war diese politische Haltung durchaus von einem gewissen dichotomischen Weltbild geprägt: die da oben machen eh, was sie wollen, warum sollen wir uns dann an einer pseudodemokratischen Legitimationspraxis beteiligen?
Diese Haltung machte allerdings nur dann Sinn, wenn man mit dem Werben für das Ignorieren des Wahlzirkus‘ gleichzeitig eine gesellschaftspolitische Veränderungsperspektive verband. Der revolutionäre Umsturz der Verhältnisse ist aber bekanntermaßen ausgeblieben.
Eine Sendung zur Wahl, die einem von der politischen Klasse wirklich nicht leicht gemacht wird.
Den musikalischen Teil des Ambivalenzrahmens gestalten: Aynur, Dubioza Kolektiv, Khruangbin & Leon Bridges, Les Filles de Illighadad, Baloji & Mayra Andrade, Lizz Wright, Beyoncé & Dolly Parton.
Über die Linke kann man derzeit nur den Kopf schütteln. Wobei der Begriff „Linke“ selbstverständlich keinen monolithischen Block meint. Diese „Linke“ ist natürlich eine Ansammlung höchst unterschiedlicher Gruppierungen, Denkschulen, historischer Entwicklungen und Personen. Schon klar.
Wir reden in dieser Sendung also über den in diesem Sinne ideologischen Mainstream und die Diskurse, die gemeinhin dem Attribut „links“ zugeordnet werden.
Eines der lesenswertesten Bücher in diesem Kontext ist der von Vojin Saša Vukadinović herausgegebene Sammelband „Siebter Oktober Dreiundzwanzig“, erschienen im Berliner Querverlag.
Der Literatur- und Kulturwissenschaftler Marco Antonio Cristalli hat den dieser Sendung zugrunde liegenden Beitrag unter der Überschrift „Wie die Linke uns tatsächlich progressive Migranten verraten hat“ verfasst.
Die folkloristischen Gesangsdarbietungen stammen von: Sir Psyko and his Monsters, HorrorPops, Sick Sick Sinners, The Hellfreaks, Kitty In A Casket, Razorblade, Boneyard Rumble.