249 Von Ulbricht zu Erhard (Teil 1)

Sahra Wagenknecht als Brückenbauerin nach rechts

In dieser und den zwei darauf folgenden Sendungen entwerfen wir ein Triptychon zu einem allgegenwärtigen glamourösen Gespenst des Kommunismus. 

Wir beschäftigen uns mit Sahra Wagenknecht, mit ihrem ideologischen Werdegang, mit der Einordnung ihrer Kernthesen und mit der Frage, wo sie und ihre Anhänger und -innen denn im politischen Spektrum zu verorten sind.

Der Hamburger Argument-Verlag veröffentlicht in einer kleinen Reihe, die den schönen Titel „gestalten der faschisierung“ hat, die Auseinandersetzung eines Autorenkollektivs mit prominenten Personen, die zu dieser Überschrift passen. Bisher über Peter Sloterdijk, über Björn Höcke und eben über Sahra Wagenknecht. In dem ihr gewidmeten Band 2 zeichnet der Journalist Peter Bierl die Eckpfeiler des Wagenknechtschen Wirkens in der Öffentlichkeit nach. 

Musikalisch zeichnen ebenfalls: Isabella Lovestory, Ida Sand, Austra, Boys Noize & Rico Nasty, DJ Vadim feat. Sarah Jones, Leikeli47, Jenny Hval.

Bild: Danie Fanco

248 Die Untiefen des Postkolonialismus (Teil 2)

Bildquelle: Ibrahim Rifath

Zweiter Teil des Radio-Features „Die Untiefen des Postkolonialismus“. 

In der vorangegangenen Folge haben wir, basierend auf dem Text des Autors Jan Gerber, die zentrale Feststellung getroffen, dass sich zwar im Zuge hart geführter Deutungskämpfe ab den 1970er Jahren die Erkenntnis von der Spezifik der Vernichtung der europäischen Juden in weiten Kreisen durchsetzte. Allerdings haben wir für die Jetztzeit festgehalten, dass die Fähigkeit schwindet, zwischen Antisemitismus und Rassismus, dem Nationalsozialismus und den Kolonialregimes, dem Holocaust und anderen Verbrechen zu differenzieren. Dass also Täter und Opfer unkenntlich werden.

Musikalisch wirken dem entgegen: 808 State, Zamilska, Rainbow Arabia, Nihiloxica, Modeselektor, LBT und Fat Eyes.

247 Die Untiefen des Postkolonialismus (Teil 1)

STOP repeating SHITTY history
Bildquelle: Gayatri Malhotra

Die Vorgänge rund um die jüngst regulär beendete – nicht etwa abgebrochene – documenta fifteen waren kein Skandal im eigentlichen Sinne. Bei einem Skandal handelt es sich laut wikipedia „um eine allgemeine Entrüstung oder Empörung im Sinne eines moralischen Gefühls“. Das Gegenteil war hier der Fall. Was die documenta 15 belegt hat, ist die Konsensualisierung des Antisemitismus auf allen gesellschaftlichen Ebenen. Und eben nicht den skandalösen Ausrutscher einer gegen den Mainstream opponierenden rebellischen Kleingruppe inklusive ihrer institutionellen Unterstützer.

Im Übrigen: wenn man tribalistischen Möchtegern-Linken die Aufgabe überträgt, aus einer kulturindustriellen Kunst-Show ein Aktivisten-Potpourri zu machen, wissen ja alle Beteiligten, dass da allerlei Unfug herauskommen wird. Selbstverständlich nicht ohne die gängigen Narrative über den Juden unter den Staaten: über Israel.

Wir wollen uns in dieser und der darauf folgenden Sendung mit den Grundlagen dieser Erzählung über die Juden beschäftigen, die tief mit dem postkolonialen Diskurs verwoben sind. 

In dem im Jahr 2021 in der Edition Tiamat erschienenen Hallischen Jahrbuch hat der Herausgeber Jan Gerber den empfehlenswerten Band unter dem Titel „Holocaust, Kolonialismus, Postkolonialismus – über Opferkonkurrenz und Schuldverschiebung“ eingeleitet. Auf dieser Grundlage sind die folgenden zwei Sendungen entstanden.

Für die musikalische Untermalung der Debatte sorgen: Park Hye Jin, Will Sessions, TNGHT, WaqWaq Kingdom, Fat Eyes, Jlin, Little Simz und Pentaphobe

246 Der Stand der Dinge

Gute Unterhaltung, liebe Zuhörer:innen, wünschen Ihnen heute das Kommando Sonnenmilch, Bertolt Brecht, Franz Beckenbauer, die Merricks, Herr Bredel-Lüdenscheidt, Hortense and the Sound Dimension, Buffy Summers, Seu Jorge, Das Läuschen, das Flöhchen, das Türchen, das Besenchen, das Wägelchen, das Mistchen, das Bäumchen, das Mädchen, das Brünnchen, EA80, T-800 sowie die Redaktion 17grad Hamburg.

245 Die Metamorphosen Gottes

aus dem Nationalmuseum in Oslo

Vor kurzem hatten wir uns in der Sendung zu „Religion und Moderne“ bereits mit einer grundsätzlichen Einschätzung aktueller religiöser Entwicklungen beschäftigt. Diesen Faden wollen wir heute noch einmal aufnehmen und greifen in diesem Zusammenhang auf einen weiteren Beitrag der Zeitschrift krisis zurück, den der Autor Norbert Trenkle verfasst hat. Unter der Überschrift „Die Metamorphosen Gottes“ befasste er sich mit dem inneren Zusammenhang von Religion und Kapitalismus. Das tun wir somit in den folgenden 60 Minuten ebenso.

Spirituell begleiten uns: The Slackers, Horace Andy, Stand High Patrol, Razoof, The Nextmen, Ghanaian Stallion + King Hanny & Zex BilangiLangi, Barrington Levy, Pupajim.

244 Hinterher ist man immer schlauer …

Elektronika MK 52

… diese Binsenweisheit führt in der Regel zu zwei möglichen Umgangsweisen mit Erkenntnissen, die zum Zeitpunkt ihrer Entstehung unvorhergesehen und deshalb häufig verstörend sind. 

Entweder, man analysiert seine Überzeugungen und Einschätzungen, unterzieht die bisherigen Gewissheiten – am besten in der Debatte mit anderen – einer kritischen Überprüfung und zieht, sofern man feststellt, dass man doch arg daneben gelegen hat, seine Schlüsse für aktuelle und zukünftige Gemengelagen. 

Damit einher geht in der Regel eine gewisse Zurückhaltung im Auftritt, denn eigene Fehleinschätzungen passen nicht gut zu diskursiver Großmäuligkeit.

Oder aber, man bewertet derartige Erkenntnisprozesse als abweichlerischen Opportunismus von Akteuren, die das früher Gesagte sowieso nie ernsthaft wollten bzw. nun einfach den Weg einschlagen, den alle anderen Renegaten vor ihnen ebenfalls gegangen sind. 

Der von so gut wie niemandem vorhergesehene Angriffskrieg der Putin-Clique sorgt in der radikalen, oder nennen wir sie besser: progressiven Linken für ein weiteres politisches Schisma. 

Die Monatszeitschrift konkret, die wir bisher diesem politischen Spektrum – und das nicht ohne Sympathie – zugerechnet haben, hat sich, was diesen Krieg angeht, in ihrer Märzausgabe mal so richtig und gründlich blamiert…

Nicht blamiert haben sich: Sampa the Great, MoNa a.k.a Sad Girl, Ghetts, Almost Famous und Nneka 

243 Leben ohne zu warten – Teil 5

Am 22. April 1892 wird Alphonse Gallaud de la Pérouse – genannt Zo d’Axa –, Herausgeber der Wochenzeitschrift L’En Dehors, in Paris  wegen „Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung“ verhaftet und nach einem Monat vorläufig entlassen. „Unsere arme Freiheit, immer noch vorläufig“, bemerkt er beim Verlassen des Gefängnisses ironisch.

Nach weiteren Veröffentlichungen, in denen er insbesondere die Strafverfolgungsbehörden kritisiert, droht Zo d’Axa schon kurze Zeit später erneut die Verhaftung. Um dieser zu entgehen, verlässt er Frankreich und reist über England nach Rotterdam, weiter auf einem Frachtschiff den Rhein hinauf durch Deutschland, besteigt einen Zug nach Italien, wird in Turin verhaftet und nach Österreich abgeschoben. Von Triest geht es weiter nach Griechenland, Istanbul und Jaffa. Kurz vor Jerusalem wird Zo d’Axa erneut verhaftet und nach Marseille überführt.

Hören Sie heute den 5. und letzten Teil seiner autobiografischen Erzählung „Leben ohne zu warten – von Mazas nach Jerusalem“. Viel Vergnügen.

242 Religion und Moderne

Bild: Eduard Gross

So einiges ist unter dem Eindruck des russischen Überfalls auf die Ukraine über die Beweggründe des Autokraten und seiner Clique im Kreml geschrieben worden.
Putins ideologischer Schulterschluss mit der klerikalen russischen Orthodoxie wurde dabei insbesondere in der konservativen bürgerlichen Presse genauer analysiert.

Anlass für uns, sich mit dem grundsätzlichen Verhältnis von Religion und Moderne zu beschäftigen.

Lothar Galow-Bergemann, Publizist in Stuttgart, hat sich diesem Thema in 5 Thesen gewidmet, die er Anfang des Jahres in der Zeitschrift krisis veröffentlicht hat.

Wir lassen Sie an diesen Thesen in den kommenden 60 Minuten teilhaben. …

Musikalische Begleitung: The Black Keys, Bloc Party, All Them Witches, Calexico, The Wild Feathers, Jack White, Placebo

Pandemie trifft Klassengesellschaft

Reflexionen zur Corona-Pandemie, zur staatlichen Arbeitskraftbewirtschaftung und dem Gesundheitssektor.

Mittwoch, 25.05.2022 ab 19 Uhr in der AIDS-Hilfe München (Studio im Mittelbau), Lindwurmstraße 71 (Nähe U-Bahn Kapuzinerstraße). Die Teilnahme ist kostenlos.

Es referieren und diskutieren: Thomas Ebermann, Kabarettist und Publizist, und Nadja Rakowitz, Medizinsoziologin, Geschäftsführerin des Vereins demokratischer Ärztinnen und Ärzte (vdää) und im Bündnis Krankenhaus statt Fabrik. Die Moderation übernimmt Julia Killet (Kurt-Eisner-Verein/Rosa Luxemburg Stiftung Bayern).

Veranstalter:innern: DGB Bildungswerk Bayern, Kurt-Eisner-Verein/Rosa Luxemburg Stiftung Bayern, Linkes Bündnis gegen Antisemitismus München, Mittwochsdisko Dießen, NaturFreunde Deutschlands-Bezirk München e.V.

https://www.facebook.com/events/297870889160912/

241 Leben ohne zu Warten Teil 4

Am 22. April 1892 wird in Paris der Herausgeber der Wochenzeitschrift L’En Dehors  Alphonse Gallaud de la Pérouse – genannt Zo d’Axa – wegen „Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung“ verhaftet und im Gefängnis von Mazás in Untersuchungshaft genommen und nach einem Monat vorläufig entlassen.

„Unsere arme Freiheit, immer noch vorläufig“, bemerkt er beim Verlassen des Gefängnisses ironisch.

Nach weiteren Veröffentlichungen, in denen er insbesondere die Strafverfolgungsbehörden kritisiert, droht Zo d’Axa schon kurze Zeit später erneut die Verhaftung. Um dieser zu entgehen verlässt er Frankreich und reist nach England, wo er als Beobachter am Internationalen Bergarbeiterkongress in London teilnimmt. Eines Morgens dann besteigt er in Blackwall im Londoner Eastend  – „ohne große Überlegungen“, wie er sagt – ein Schiff nach Rotterdam.

Von dort fährt auf einem Frachtschiff den Rhein hinauf durch Deutschland, besteigt einen Zug nach Mailand, beobachtet dort den Strafprozess gegen anarchistische Demonstrantinnen, wird in Turin verhaftet, nach Österreich abgeschoben und reist schließlich über Triest per Schiff weiter nach Griechenland und Istanbul.

Hören Sie heute die 3. Fortsetzung der autobiografischen Erzählung „Leben ohne zu warten – von Mazas nach Jerusalem“ von Zo d’Axa.